Ramersdorfer Kreuzpartikel
Um durch die Auflegung der Kreuzreliquie Heilung, Stärkung oder Trost zu erfahren, kommen gerade im Frauendreißiger zahlreiche Menschen nach Maria Ramersdorf. Neben dem marianischen Gnadenbild ist der Ramersdorfer Kreuzpartikel der Anziehungspunkt unserer Doppelwallfahrtskirche.
Geschichte
Wie genau der Kreuzpartikel nach Maria Ramersdorf kam, ist jedoch nicht belegt. Anhand verschiedener Überlieferungen sowie historischer Rekonstruktion lässt sich jedoch vermuten, dass Kaiser Ludwig IV. (der Bayer) ein Brustkreuz mit dem Kreuzpartikel vom römischen Gegenpapst Nikolaus V. (reg. 1328-30) geschenkt bekam. Ludwigs Sohn, der spätere Herzog Otto von Bayern stiftete das Umhängekreuz wohl 1377/79 der Kirche Maria Ramersdorf, womöglich aufgrund eines Gelöbnisses, das er in einer persönlichen Gefahrensituation gemacht hatte. Sicher ist, dass die Anwesenheit der Kreuzreliquie die Wallfahrt gerade in der frühen Neuzeit deutlich verstärkte.
Pektorale (li. Bild) und Standkreuz (re. Bild)
Das Brustkruzifix (=Pektorale) ist vollkommen aus Gold gefertigt und ca. 6x5cm groß. Auf beiden Seiten des Anhängers erkennt man eine vollplastische gotische Figur des am Kreuz sterbenden Christus. An den Enden des Kreuzes sind die vier Evangelistensymbole angebracht (Engel: Matthäus, Löwe: Markus, Stier: Lukas, Adler: Johannes). In seinem Inneren liegt in Gaze gebettet die Kreuzreliquie selbst.
Nach der Schenkung des Pektorale an Maria Ramersdorf fügte man es in ein 31,5x15,5cm großes bis heute genutztes Standkreuz aus Silber ein, um die öffentliche Verehrung des Kreureliquiars zu vereinfachen. Im Zentrum der Vorderseite des Standkreuzes befindet sich ein kreuzförmiges Sichtfenster aus geschliffenem Bergkkristall, das den Blick auf das dahinterliegende Brustkreuz freigibt. An den vier Enden des Standkreuzes verweist je ein Amethyst in vergoldeter Rosenblütenrahmung auf die heilsamen Wundmale Jesu. Die eingravierten Ornamente auf der Rückseite zeigen erneut die Symbole der Evangelisten.
Kreuzpartikel und Kreuzaltar
Früher war die Kreuzreliquie wohl bereits im Kreuzaltar ausgestellt; durch die 2018 abgeschlossene Innenrenovierung von Maria Ramersdorf und die damit verbundene Neu- bzw. Umgestaltung verschiedener liturgischer Orte ist diese Verbindung zwischen Kreuzaltar und Kreuzpartikel nun wieder optimal möglich.
[Quelle: Altmann, Lothar, Älteste Marienwallfahrtsstätte im Großraum München, in: Altmann, Lothar / Steidle, Martina, Maria Ramersdorf: Älteste Marienwallfahrtsstätte im Großraum München, hrsg. v. Kath. Pfarramt Maria Ramersdorf, Lindenberg i. Allg. 2018, S. 26-28.]