Hochaltar und Gnadenbild

Gnadenbild MR 667 1000

Hochaltar
Von 1659 bis 1662 erhielt Maria Ramersdorf einen neuen, barocken Hochaltar. In diesem Zuge wurde die gesamte Kirche barockisiert. Der angesehene Münchner Bildhauer und Baumeister Constantin Pader wurde mit dem Entwurf und der Errichtung des neune Hochaltars, der in dieser Form im Wesentlichen bis heute erhalten ist, beauftragt.
Auf dem Sockelgeschoss mit Tabernakel steht der einem römischen Triumphbogen nachempfundene und von zwei Säulen gerahmte Aufbau. Links des Hochaltars steht eine lebensgroße Figur des Heiligen Josef mit blühendem Stab in der Hand, rechts eine ebensolche Figur von Marias Vater Joachim, der einen Hirtenstab hält. Mittig über dem Gnadenbild (s. u.) ist die Büste des segnenden Gottvaters zu sehen. Links und rechts davon tragen zwei Engel jeweils Siegespalme und Lorbeerkranz - passend zu einem Triumphbogen, der gleichzeitig die Himmelspforte darstellt.

Gnadenbild
In der Mitte des Hochaltars befindet sich das überlebensgroße marianische Gnadenbild, eine Schnitzfigur der thronenden Muttergottes mit dem Jesuskind auf ihrem Schoß. Maria ist dabei als Himmelskönigin mit dem Zepter in der Hand dargestellt, das Jesuskind mit Tunika und Erdkugel in Händen als Weltenherrscher.
Das Gnadenbild stammt schon aus einem spätgotischen Hochaltar, der wohl um 1470 in Maria Ramersdorf errichtet wurde. Im Barock wurde das Gnadenbild wohl - mit Stoffmandel bekleidet und mit Rosenkränzen behängt - bei Prozessionen mitgetragen. An den Kerzen links und rechts steht geschrieben: Bitte für uns Maria.
Dies ist sicherlich auch ein Motto derausgedehnten Wallfahrtstradition, zu der auch der Ramersdorfer Wallfahrtsweg im Frauendreißiger zählt, und ein Grund für die großen Votivtafeln in unserer Kirche.

Interessante Zusatzfakten
Drei Details zum Hochaltar seien an dieser Stelle noch erwähnt.
Zunächst das Bild am Fuß des Altarsockels: Es zeigt den Moment, als der Erzengel Gabriel zu Maria kommt, um ihr zu verkünden, dass sie Christus, den Erlöser der Erde, zur Welt bringen soll (vgl. Lk 1, 26-38). Gabriel trägt einen Strauß Lilien für Maria, ein Symbol ihrer Jungfräulichkeit und Reinheit. Das Licht im Hintergrund symbolisiert die Anwesenheit des Heiligen Geistes.
Zweitens: Über dem Tabernakel, der das Ziborium mit den geweihten (konsekrierten) Hostien enthält, befindet sich eine Art Drehtabernakel mit drei Plätzen. Normalerweise ist dort ein Standkreuz zu sehen, das auf die Anwesenheit des Leibes Christi hinweist. Zur eucharistischen Anbetung wird an dieser Stelle die Monstranz gezeigt.
Zuletzt noch ein paar Worte zur Aufschrift "ALTARE PRIVILEGIATUM" über dem Gnadenbild: Bis zum II. Vatikanischen Konzil war der Ramersdorfer Hochaltar mit einem Ablassprivileg ausgestattet. Feierte ein Priester dort eine Hl. Messe, so konnte dem in der Intention gedachten Verstorbenen ein vollständiger Ablass gewährt werden. Außerdem gab es vor allem im 17. und 18. Jahrhundert bestimmte Zeiten, in denen man als Gläubige(r) an einem auf diese Weise privilegierten Altar auf bestimmte festgelegte Weise einen Ablass für sich selbst erhalten konnte.


[Quelle: Altmann, Lothar, Älteste Marienwallfahrtsstätte im Großraum München, in: Altmann, Lothar / Steidle, Martina, Maria Ramersdorf: Älteste Marienwallfahrtsstätte im Großraum München, hrsg. v. Kath. Pfarramt Maria Ramersdorf, Lindenberg i. Allg. 2018, S. 38-41.]