Das „Rosengrab Mariens"

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Das „Rosengrab Mariens“

Wenn am 15. August unsere Pfarr- und Wallfahrtskirche wieder eröffnet wird, dann wird auch ein bisher unscheinbares und wenig wahr genommenes Gemälde an seinen alten Platz unter der ersten Empore über dem Mittelbogen zur Turmkapelle zurückgekehrt sein.

Erstaunt, fragend und ergriffen, in ehrfürchtiger Andacht zum Himmel blickend, sehen wir die Apostel vor dem geöffneten Grab Marias. Sie kamen nach ihrem Tod, so sagt es die Legende, ans Grab zurück und öffneten es. Jedoch fanden sie nicht ihren Leichnam vor, sondern wohlriechende Blumen.

Damit weist unser Bild auf ein Festgeheimnis hin: „Mariä Himmelfahrt“ oder „Mariä Aufnahme in den Himmel“ ist seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. eines der ältesten christlichen Hochfeste. Maria sei in der Gegenwart aller Apostel gestorben und in einem steinernen Grab bestattet worden, jedoch fanden die Apostel es leer vor. Maria ist von Christus in den Himmel gerufen worden – „mit Leib und Seele“ – wie es in dem am 1.11.1950 von Papst Pius XII. verkündeten Dogma wörtlich lautet. Die Präfation des Hochfestes fasst dieses Geheimnis folgendermaßen zusammen: … Denn heute hast du die jungfräuliche Gottesmutter in den Himmel erhoben, als Erste empfing sie von Christus die Herrlichkeit, die uns allen verheißen ist, und wurde zum Urbild der Kirche in ihrer ewigen Vollendung. Dem pilgernden Volk ist sie ein untrügliches Zeichen der Hoffnung und eine Quelle des Trostes. Denn ihr Leib, der den Urheber des Lebens geboren hat, sollte die Verwesung nicht schauen. Darum preisen wir jetzt und in Ewigkeit dein Erbarmen und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit.“

Um das Hochfest „Mariä Aufnahme in den Himmel“ hat sich im Laufe der Geschichte ein lebendiges Brauchtum entwickelt: die Kräuterweihe und der Frauendreißiger. In manchen Gegenden heißt das Fest „Unser Frauen Würzweih“ oder „Büschelfrauentag“.

Zu unserem Gemälde „Rosengrab Mariens“ gibt es nach Aussage der Restauratorin, Frau Ulrike Merz, keine kunsthistorischen Informationen. Anlässlich der Restaurierung im Jahre 1974 war es erstmals offiziell erwähnt worden. Sie schreibt: „Die archivalischen Unterlagen wurden gesichtet und ausgewertet, offensichtlich war das Gemälde hier nicht erwähnt. Sicherlich stammt es aber aus dem 17. Jahrhundert. Es ist in Öl auf einer Holztafel gemalt. Insgesamt ist das Gemälde gut erhalten, allerdings hat es in einigen Bereichen Fehlstellen. Das war vermutlich der Grund, warum das Bild in der Vergangenheit umfangreich restauriert, ausgebessert und auch übermalt wurde. Mindestens drei verschiedene ältere Eingriffe haben wir nachweisen können.

Im Rahmen der Ausschreibung war vorgesehen, den obersten, sehr vergilbten Firnis auf dem Gemälde abzunehmen. Er stammt von der letzten Restaurierung. Alle älteren Überarbeitungen – vergilbte Firnisse, alte Retuschen und Übermalungen – sollten beibehalten werden, da man vor Beginn der Restaurierung nicht absehen konnte, ob es sinnvoll und „nötig“ wäre, mehr als den obersten Firnis zu entfernen.“

Nach Abnahme dieses oberen Firnisses hat sich der Zustand des Gemäldes schon deutlich verbessert. Es wäre nun zu begrüßen, wenn auch die älteren Überarbeitungen – vor allem die Retuschen und Übermalungen – die das Gemälde trüben, verunklären und verdunkeln, abgenommen werden könnten. Diese Arbeiten sind im Finanzierungsplan der Erzdiözese aber nicht aufgenommen.

Es ist Frau Brigitte Brunnhuber aus der Kirchenverwaltung zu danken, dass sie die Impulse der Restauratorin aufgenommen und im Frauenbund vorgetragen hat. Die Mitglieder wurden befragt und haben sich für die Finanzierung einer erweiterten Restaurierung ausgesprochen. Das Gemälde steht wie kein anderes Kunstwerk in unserer Kirche in einem engen Zusammenhang zu unserem Patrozinium. Der 15. August mit den wohlriechenden Kräuterbüscheln hat in unserem Frauenbund eine lange Tradition und ist für uns ein besonderer Festtag.

Der Erlös aus dem Verkauf der Kräuterbüschel sowie großzügige Spenden haben nun die Finanzierung ermöglicht. Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen, die dazu auf ihre Weise beigetragen haben. Das Bild strahlt in neuem Glanz. Es ist eine Freude, es zu betrachten.

Gabriele Reger, Der Frauenbund Maria Ramersdorf/St.Pius: Schriftführerin